Die Zahlen lassen den Trend klar erkennen – die Wohnwand, einst das Einrichtungs-Muss für jedes Wohnzimmer, büßt an Attraktivität ein. Hat das mit verändertem Konsumverhalten aufgrund des sich wandelnden Zeitgeistes zu tun oder liegen vielmehr ganz plausible Gründe vor, dass immer mehr Menschen ihre gesamte Wohnzimmer-Einrichtung aus einzelnen Möbeln zusammenstellen? Antworten auf diese Fragen und Tipps zum Einrichten mit Einzelmöbeln bekommen Sie in diesem Beitrag:
Inhalt:
1. Die Wohnwand – das Multitalent unter den Möbeln
Die Möbel in unserem Zuhause spiegeln zum einen den persönlichen Geschmack wider, zum anderen aber auch den aktuellen Zeitgeist. Damals wie heute stellt das Wohnzimmer den familiären Mittelpunkt im Haus oder in der Wohnung dar. Das Wohnzimmer ist der zentrale Aufenthaltsort, wo sich die Familie trifft und die meiste Zeit miteinander verbringt. Und über Jahrzehnte hinweg hat die Wohnwand die deutschen Wohnzimmer geschmückt und war aus der „Guten Stube“ nicht wegzudenken.
Angefangen hat alles zu Beginn der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, als das erste Schrankwandprogramm in Deutschland auf den Markt kam. Nach dem Krieg und mit Beginn des Wirtschaftswunders stieg die Zahl der Möbelhersteller, die Schrankwand-Systeme erfolgreich auf den Markt brachten. Die raumhohe, breite und massive Schrankwand in Eiche Rustikal wurde zum Sinnbild für die Deutsche Gemütlichkeit. Die Entwicklung ging weiter und so war das vergangene Jahrhundert bereits durch die verschiedensten Trends geprägt. Doch das tat der Beliebtheit der Wohnwand keinen Abbruch. Im Jahr 1997 wurden noch mehr als 4 Mio. Schrankwände verkauft.
Aber was machte die Wohnwand zum Must-have jeder Wohnzimmer-Einrichtung? Der Vorteil einer Schrankwand ist, dass sie viel Stauraum auf kleiner Grundfläche bietet. Dank unterschiedlicher Gestaltung der einzelnen Fächer kann die Wohnwand alle Gegenstände aufnehmen, die in einem Wohnzimmer üblicherweise anzutreffenden sind. So finden Bücher in offenen Regalen Platz, in geschlossenen Fächern lassen sich Gebrauchsgegenstände unterbringen und hinter verglasten Türen können Deko- und Ziergegenstände präsentiert werden. Spezielle Fächer wie die Hausbar nehmen Getränke auf, andere den Fernseher und die HiFi-Anlage – häufig mit praktischen Details versehen wie die integrierte Stromversorgung oder Vorbereitungen zum leichten Verlegen von Kabeln.
Später dann wirkt eine klassische Schrankwand vielen Menschen zu massiv und wird mitunter sogar als spießig belächelt. Die Kunden bevorzugen eine moderne, „abgespeckte“ Variante der Schrank- oder Wohnwand. Hier wird der Wunsch nach Individualisierung erkennbar, die durch eine flexible Kombination einzelner Teile wie Schränke, Regale und Vitrinen gekennzeichnet ist. Dabei variiert oftmals die Montagehöhe der einzelnen Elemente, durch variable Türanschläge können Teile der Wohnwand links oder rechts angebracht werden, die Rückwände offener Möbelstücke sind verschiedenfarbig gestaltet oder weggelassen. Das Ergebnis: Die Schrankwand wirkt luftiger und damit weniger erdrückend bzw. das Wohnzimmer dominierend.
Heute werden Elemente einer Wohnwand zwanglos nebeneinander an der Wand aufgehängt und aufgestellt. Die einzelnen Möbelstücke lassen sich ganz nach den Bedürfnissen der Kunden zusammenstellen, wodurch jeder „seine“ individuelle Wohnwand erhält. Hochglanz-Fronten lassen den Wohnbereich frisch und modern wirken, farbige LED-Lichtkonzepte sorgen je nach Knopfdruck auf der Fernbedienung für das gewünschte Ambiente.
2. Rückläufige Nachfrage bei Wohnwänden
Obwohl sich die klassische Schrankwand dem jeweiligen Zeitgeist, in etwa vergleichbar mit Modetrends, angepasst hat, sind die Absatzzahlen gerade in den letzten Jahren rückläufig. Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen die zuletzt beschriebene moderne Art der Wohnwand mit ihren flexiblen und individuellen Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten.
Das lässt sich nicht nur Anhand der geringeren Verkaufszahlen im stationären Handel belegen; auch Online-Händler und neutrale Internet-Dienstleister verzeichnen zunehmend weniger Klicks auf entsprechende Angebote im Netz als Ausdruck eines sinkenden Interesses an Wohnwänden im Allgemeinen.
Die Reaktion darauf lässt natürlich nicht lange auf sich warten: Allen voran passt die Möbelindustrie ihre Produktion mit neuen Möbel-Programmen für die Wohnzimmer-Einrichtung an die sich verändernden Kundenwünsche an. So konnte sich der Handel zu Beginn des Jahres auf der internationalen Möbel- und Einrichtungsmesse in Köln einen guten Überblick verschaffen, wohin die Reise in Sachen Wohnzimmer-Möbel geht: Weg von der Wohnwand und hin zur bedarfsgerechten Kombination von Einzelmöbeln.
3. Warum Einzelmöbel im Trend liegen
Die Lebensgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Unabhängig vom Alter leben immer mehr Menschen allein. Vor allem in den Städten hat sich der Anteil an Singlehaushalten deutlich erhöht. Gleichzeitig sind die Menschen mobiler geworden. Ob in jüngeren Jahren für die Ausbildung oder später für den neuen Job – Umzüge in eine andere Stadt oder Region sind mittlerweile normal. Selbst längere Aufenthalte im Ausland sind längst keine Seltenheit mehr. Mit all diesen Veränderungen muss letzten Endes auch unsere Einrichtung Schritt halten, d.h. an moderne Möbel werden heute ganz neue Anforderungen gestellt.
Auch Wohnzimmer-Möbel müssen dieser Flexibilität gerecht werden. Statt schwerer Wohnwände bieten moderne Wohnprogramme mit kompakten, modularen Einzelmöbeln wie TV-Lowboards, Sideboards und Vitrinenschränke gleich mehrere Vorteile. Sie sind einzeln leichter transportierbar und defekte Teile lassen sich günstiger ersetzen. Hinzu kommt, dass bei Singlehaushalten oft ein ungünstiger Grundriss oder kleinere Zimmer das Aufstellen einer Wohnwand gar nicht erst erlauben. Modulare Einrichtungs-Lösungen, die sich im Hinblick auf die aktuelle und künftige Wohnsituation individuell arrangieren und kombinieren lassen, sind hier ebenfalls von Vorteil.
Neue Technologien in der Unterhaltungselektronik befeuern zusätzlich den Wunsch nach „weniger“. War früher eine enorme Schranktiefe für den Röhrenfernseher in der Mitte der Wohnwand notwendig, lassen sich moderne TV-Geräte von der Stärke einer Tageszeitung an eine beliebige Wand in jedem Wohnzimmer montieren; darunter dann noch ein kompaktes Lowboard – fertig! Und das Smartphone – vernetzt mit einem Bluetooth-Lautsprecher in der Größe eines Halb-Liter-Glases – ersetzt heute die All-in-one-Stereoanlage inklusive Platten-/CD-Sammlung.
Gerade jüngere, mobile Leute verstehen ihre Einrichtung zudem immer stärker als temporäre Gebrauchsgegenstände, die sich ähnlich wie in der Modewelt stetig an zeitlich begrenzten Trends orientieren. Der günstige Preis als Kaufargument ist für diesen Personenkreis wichtiger als eine langlebige Qualität der Möbel. Denn viele Wohnzimmer-Möbel werden anlässlich des nächsten Umzugs ausgetauscht und am neuen Wohnort einfach durch eine vergleichbare günstige Wohnzimmer-Einrichtung ersetzt.
4. Das sollten Sie beim Einrichten Ihres Wohnzimmers mit Einzelmöbeln beachten
Wie schon erwähnt haben Hersteller und Handel darauf reagiert, dass immer mehr Menschen der klassischen Wohnwand ade sagen. Einrichtungs-Programme mit aufeinander abgestimmten, frei kombinierbaren Wohnzimmer-Möbeln wie Highboards, Anrichten, stehende oder hängende Lowboards für TV-Geräte, Sideboards, Vitrinen und vieles mehr gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle. Der Kunde hat die Qual der Wahl. Dabei können folgende Tipps hilfreich sein:
- Umzugs-/Anpassungsfähigkeit: Die Qualität Ihrer Wohnzimmer-Möbel sollte so beschaffen, dass sie mehrere Umzüge (Transport, Abbau, Aufbau) mitmachen und sich für alternative Wohnsituationen eignen (Wohnzimmer mit Schrägen, Erkern, Nischen etc.).
- Farben & Oberflächen: Möbelstücke mit eher dezenten, schlichten Farbtönen – im Idealfall weiß – lassen sich leichter einzeln ersetzten / kombinieren, falls das später einmal notwendig sein sollte und das Möbel-Programm eingestellt wurde; matte Oberflächen verkraften Umzüge erfahrungsgemäß besser, weil weniger anfällig für Kratzer.
- Programmdauer: Kein Möbel-Programm läuft ewig, aber je länger, desto besser für den Kunden. Der Möbelhändler kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, bei welchen Herstellern die Lebensdauer ihrer Einrichtungs-Programme tendenziell kürzer oder länger ist (wichtig für spätere Ersatz-/Erweiterungskäufe, Ersatzteilversorgung).
- Optionale Nutzung: Sie sind in jedem Fall auf der sicheren Seite, wenn Sie einzelne Wohnzimmer-Möbel wie z.B. Sideboards, Kommoden oder Vitrinen später – aus welchen Gründen auch immer – in anderen Wohnbereichen (Esszimmer, Küche, Flur) weiter nutzen können.
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